100-jähriges Bestehen des Bienenzuchtvereins 1913 Neunkirchen-Seelscheid

von Wilfried Demmer

Aus dem Jahrbuch 2013 des Heimat und Geschichtsvereins Neunkirchen-Seelscheid

Der Bienenzuchtverein 1913 Neunkirchen-Seelscheid feiert im Jahr 2013 sein hundertjähriges Bestehen. Der Verein führt seine Wurzeln auf die Mitglieder- und Gründungsversammlung des Bienenzuchtvereins Neunkirchen am 22. Januar 1913 zurück. 

Dieses Ereignis bildet den Anlass nochmals über die Imkerei im Allgemeinen und über das Vereinsleben im Besonderen zu berichten. Bereits anlässlich des 90-jährigen Vereinsjubiläums hat der damalige Vorsitzende und jetzige Ehren-Vorsitzende des Bienenzuchtvereins, Herr Bernhard Ahr, über die Imkerei und das Vereinsleben berichtet.

Geschichte der Imkerei 

Es ist davon auszugehen, dass auch im Gemeindegebiet bereits lange vor der Gründung von Bienenzuchtvereinen, eine Imkerei in dem Sinne betrieben wurde, dass den natürlich vorkommenden Bienenvölkern der Honig und andere Bienenprodukte wie Wachs und Propolis entnommen wurden. Die Imkerei hat die Menschheit bereits seit Jahrtausenden begleitet. 

Weltweit gibt es ca. 20.000 verschiedene Bienenarten. In Europa existieren etwa 700 verschiedene Bienenarten, wobei in Deutschland etwa 500 Bienenarten vorzufinden sind. Nur sehr wenige dieser Bienenarten leben in einer Art Staatengemeinschaft die für die Imkerei nutzbar sind. Die meisten Bienenarten leben alleine und konzentrieren sich auf ihre Nachkommen und den Erhalt der eigenen Art. Nur die Bienenarten, die ein ganzes Staatswesen gründen, schaffen es, Naturprodukte in einer Menge zu sammeln, deren Verwertung für Menschen lukrativ ist. 

Das Honig und Bienenwachs der Menschheit zuträglich sind, hat man bereits in der Steinzeit erkannt; etwa 8.000 bis 12.000 Jahre alte, Höhlenmalereien aus den Cuevas de la Araña bei Bicorp, Valencia, zeigen Menschen als so genannte „Honigjäger“. 

Eine gezielte Haltung von Bienen zur Honigproduktion lässt sich geographisch in dem Gebiet nachweisen, dass wir heute als den „Nahen Osten“ bezeichnen. In Anatolien, Ägypten und Israel wurden erstmals extra hierfür angefertigte Beuten genutzt, um zielsicherer und effektiver Honig gewinnen zu können. Der Überlieferung nach soll Kleopatra in Milch, Öl und Honig zum Erhalt ihrer legendären Schönheit gebadet haben.

In Mitteleuropa finden sich erste frühgeschichtliche Zeugnisse der Bienenhaltung aus dem 10. vorchristlichen Jahrhundert. 

Um 800 befahl Karl der Große, Imkereien auf seinen Gütern einzurichten. Wie historische Abbildungen belegen, wurden Bienen bereits in gezimmerten Kästen gehalten. 

Nachvollziehbare Strukturen bei der Bienenzucht gibt es in Deutschland seit dem 14. Jahrhundert. Es lässt sich eine süddeutsche und eine norddeutsche Imkerei feststellen. Die süddeutsche Imkerei beschäftigte sich mit der sogenannten Waldbienenzucht und wurde in der Zunft der „Zeidler“ organisiert. Wenn man heute einen Nachbarn mit diesem Nachnamen hat, ist es wohl sehr naheliegend, dass sich dessen Vorfahren mit der Imkerei beschäftigt haben. Im Norden des heutigen Deutschlands mit seinen weitläufigen Heidegebieten hatte sich die Korbimkerei etabliert. Dabei wurden Bienenvölker in Ruten- oder Strohkörben, sogenannten Stülpern gehalten, die in Bienenzäunen aufgestellt waren. Diese Strohkörbe sind auch heute noch charakteristisch für die Imkerei, da sie häufig bildlich mit der Imkerei verbunden werden z.B. auf Honiggläsern oder Etiketten.  Da sie aber gegenüber der heutigen Betriebsweise äußert unpraktisch und häufig mit der Vernichtung eines Bienenvolkes verbunden sind, fast nicht mehr im Gebrauch. 

Nach dem kurzen Galopp durch die Geschichte der Imkerei kommen wir der organisierten Imkerei – wie sie auch in Neunkirchen-Seelscheid betrieben wurde – näher. 

Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia führt hierzu aus: „Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Imkervereinigungen und -zeitungen. Eine erste Imkervereinigung außerhalb des Zeidelwesens war die 1768 gegründete Fränkische Bienengesellschaft. Ein Jahr später richtete die österreichische Erzherzogin Maria Theresia in Wien die weltweit erste staatliche Imkerschule ein. Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr die Imkerei durch mehrere Neuerungen eine revolutionäre Veränderung. Das war zunächst die Erfindung von beweglichen Holzrähmchen 1853 durch Baron August Freiherr von Berlepsch. 1858 führte Johannes Mehring die Mittelwand aus Bienenwachs ein, was den Bau von Bienenwaben beschleunigte. Die von Major Franz Edler von Hruschka 1865 vorgestellte Honigschleuder erleichterte die Gewinnung des Honigs. Ab 1838 erschien in Deutschland erstmals regelmäßig eine Imkerzeitung (Monatsblatt für die gesamte Bienenzucht). Ab dieser Zeit bildeten sich mehrere regionale Imkerorganisationen aus, die sich wegen ihrer periodischen Treffen als „Wanderversammlungen“ bezeichneten. Zu einer einheitlichen Imkerorganisation kam es erst 1907 durch die Gründung des Deutschen Imkerbundes, ab 1925 unter der Präsidentschaft von Detlef Breiholz. Der Deutsche Imkerbund ist seit seiner Gründung die größte deutsche Imkervereinigung, in dem die einzelnen Imker-Landesverbände organisiert sind.“

Imkerei in Vereinsstrukturen in Neunkirchen und Seelscheid

Auch wenn das hundertjährige Bestehen des Bienenzuchtvereins den Anlass für die Bericht bildet, so kann jedoch mit Sicherheit festgehalten werden, dass bereits vor diesem zu würdigenden Ereignis nicht nur Imkerei betrieben wurde, sondern auch bereits Vereinsstrukturen bestanden, die auf ein noch längeres Vereinsleben hinweisen.  

Vereinsstrukturen lassen sich in Seelscheid und Neunkirchen nachweisen.

a) Vereinsimkerei in Neunkirchen, die den Anlass für das 100-jährige Vereinsjubiläum bildet

Anlässlich der Vereinsgründung wurde eine Urkunde angefertigt, die das Fundament des jetzigen Vereines bildet.

Bereits die Gründungsurkunde vom 22. Januar 1913 enthält einen Hinweis, dass mit dem „Bienenzucht- und Kaninchenzuchtverein“ eine Vorgängervereinigung bestand. Leider lässt sich aus den vorliegenden Unterlagen und Quellen nicht erkennen, wann dieser Verein gegründet wurde. 

Die Gründungsurkunde führt hierzu aus: 

Nach voraufgegangener Vorstandssitzung wurde am Mittwoch, den 22. Januar 1913 eine außerordentliche Mitgliederversammlung des am Orte bestehende Bienen- und Kaninchenzuchtvereins, zu der auch Freunde und Gönner der beiden Zuchten eingeladen wurden, bei dem Vereinswirten Herrn Carl Broich, Neunkirchen um 8 Uhr abends abgehalten. 

Die Eingeladenen waren alle erschienen. Nach Begrüßung ging der Vorsitzende zur Tagesordnung über. Auf derselben stand zu Verhandlung:

1. Trennung des bestehenden Vereins in zwei besondere Vereine
2. Statuten
3. Aufnahme der Mitglieder
4. Anschluss an den Bienenzuchtverein der Rheinprovinz und den Bienenzuchtverband Sieg.

zu 1) In einigen Worten gab der Vorsitzende den Beschluss des Vorstandes auf Trennung des Vereins bekannt und rechtfertigte diesen Schritt für beide Züchter. Alsdann bestimmte die Versammlung einen Bienen- und Kaninchenzüchter, die im Auftrag der übrigen Mitglieder die Auseinandersetzung der Kasse, die stets getrennt geführt worden war, vorzunehmen. Es ergab sich für Bienenzucht ein Plus von  xxxx
und Kaninchenzucht ein Plus von xxxx

das von den neuen Vereinen übernommen wurde. Die Revisoren fanden alles in Ordnung, und die Versammlung erteilte dem Kassierer Entlastung. 

zu 2 und 3) Da die Trennung somit erledigt war, trat man jetzt in die Gründungsversammlung des Bienenzuchtvereins ein. Herr Lehrer Lammert las die Statuten des neugegründeten Vereins vor und besprach sie mit den Versammelten. Die Statuten wurden angenommen und von 21 Herrn als Mitgliedern anerkannt. Als Vorsitzenden wählte die Versammlung Herrn Lehrer Lammert, als Schriftführer Herrn Lehrer Scherr und als Kassenwart Herrn Wilh. Eischeid, der auch im alten Verein die Kassengeschäfte gut verwaltet hatte.

zu 4) Hierauf beantragt der Vorsitzende Anschluss des Vereins an den Bienenzuchtverein für die Rheinprovinz und den Kreisbienenzucht Verband Sieg. Alle Anwesenden sahen die großen Vorteile dieses Schrittes ein und nahmen den Antrag einstimmig an. Es kamen die Statuten des Verbandes zur Vorlesung. Als jährlichen Vereinsbeitrag setzte man 2 Mark fest, wovon die Hälfte sofort einkassiert wurde. 

Nach einigen Belehrungen durch den Vorsitzenden über die bevorstehende Frühjahrs-Reizfütterung und deren große Bedeutung für unsere Gegend, sowie über die in Aussicht stehenden Besuch es Herrn Bürgermeisters Pohstoff, Lohmar, Vorsitzender des Kreisbienenzucht-Verbands Sieg schloss der Vorsitzende die Versammlung. 

Leider verfügt der Verein über keine weiteren Unterlagen des Neunkirchener Vereins aus dieser Zeit. Zwei wichtige Punkte bleiben damit im Unklaren:

- Wann zum ersten Mal die Imkerei in Vereinsstrukturen stattgefunden hat?

- Welche Gründe zu einer Trennung geführt haben? 

Zum erstgenannten Punkt ist zu sagen, dass in der heutigen schnelllebigen Zeit jegliches langjähriges und traditionelles Geschehen Respekt und oft auch Bewunderung genießt. Es ist daher eine besondere Ehre, einem der ältesten, vielleicht sogar dem ältesten Verein der Gemeinde anzugehören. Da es in unserer Gemeinde aber mehrere Vereine – insbesondere Gesangsvereine gibt – die nachweislich älter als hundert Jahre alt sind, kann der Imkerverein diese Ehre nicht für sich in Anspruch nehmen. Aber vielleicht finden sich ja noch irgendwann einmal Unterlagen über noch ältere Imkervereinigungen.

Auf jeden Fall handelt es sich bei dem Bienenzuchtverein um den ältesten Naturschutzverein der Gemeinde. Die Aufzeichnungen, insbesondere aus dem Seelscheider Imkerverein zeigen deutlich, dass der Schutz von Heimat und Umwelt als wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Imkerei angesehen werden und daher der laufenden Förderung und Unterstützung benötigen. 

Die Gründe für die Trennung des Bienen- und Kaninchenzuchtvereins in zwei getrennte Sparten sind nicht bekannt. Es gibt jedoch laut dem langjährigen Vorsitzenden des Vereins, Herrn Bernhard Ahr, die Überlieferung, dass die Trennung aufgrund eines Streites über Subventionen erfolgte, ein Thema, dass auch heute noch tagesaktuell sein könnte. Damit die Bienenvölker, denen im Spätsommer der Honig weggenommen wird, als ca.  5000 Bienen starkes Volk den langen Winter überstehen, muss Zucker zugefüttert werden. Der Zucker wird von den Bienen als Ersatz für den Honig eingelagert.  

Nach dieser Überlieferung hätten die Imkervereine staatlich subventionierten Zucker erhalten. In Neunkirchen wollten aber auch die Kaninchenzüchter etwas von dem verbilligten Zucker für den Privatgebrauch abbekommen. Da die Imker wohl nicht einsahen, dass der preislich subventionierte Zucker nicht vollständig ihnen überlassen werden sollte, bestand man auf einer Trennung der beiden Zuchtvereine.

Ob diese Überlieferung zutreffend ist kann nicht belegt werden. Sofern ich eine Wertung zu diesem Thema abgeben müsste, würde ich wohl eher zu dem Ergebnis kommen, dass ein Streit über den Zucker nicht den Anlass für die Trennung lieferte. 

Zu einem kommt in der Gründungsurkunde des Bienenzuchtvereins kein richtiger Streit zum Ausdruck. Vielmehr scheint die Trennung einvernehmlich gewesen zu sein und für beide Zuchtrichtungen zu rechtfertigen zu sein. Außerdem ergibt sich aus den noch wiederzugebenden Aufzeichnungen des Seelscheider Imkervereins kein Hinweis auf Subventionen für Zucker. 

Es wäre für den jetzigen Bienenzuchtverein zur Rekonstruktion seiner Geschichte sehr hilfreich, wenn Nachkommen der Mitglieder des abgespaltenen Kaninchenzuchtvereins, der nach meinem Kenntnisstand schon längst wieder aufgelöst ist,  noch über irgendwelche Dokumente verfügen, diese dem Imkerverein in Kopie zu überlassen. Der Vorstand des Vereins und der Berichtsverfasser wären für eine Kontaktaufnahme sehr dankbar. 

Weitere Unterlagen sind von dem Neunkircher Bienenzuchtverein dann erst wieder ab dem Jahr 1947 vorhanden. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein Jahr nach Gründung des Vereins der erste Weltkrieg begann, von dem mit Sicherheit auch Neunkirchener Imker betroffen waren, bleibt auch offen, ob sich überhaupt ein Vereinsleben herausbilden konnte.

b) Vereinsimkerei in Seelscheid

Im Eigentum des Bienenzuchtvereins 1913 Neunkirchen-Seelscheid befindet sich ein gebundenes Büchlein mit den Aufzeichnungen des Seelscheider Imkervereins, deren ältester Eintrag nachfolgend wiedergegeben wird:

Protokoll  12. Nov. 1905

Der  Herr Präsident eröffnete die Sitzung und hieß die Mitglieder herzlich willkommen. Hierauf hielt er eine Aussprache seitens des von Fuhrbach neu angekauften Wachsschmelzapparates, wie schön und vortrefflich derselbe für den Verein sei. Diesen Winter könne sich ein jeder Wachs einsammeln und schmelzen lassen.  Es wurde festgestellt dass der Apparat an dreien Stellen zum Gebrauch aufgestellt würde und die Mitglieder die welche denselben zum Gebrauch wünschen sich dahin mit ihrem Wachs zu begeben und der betreffende wird ihnen das Wachs auslösen. Natürlich für eine kleine Vergütung. Die drei Mitglieder waren Herr Josef Albus, D. Seelscheid, Herrn Joh. Wilh. Fuhrbach, Pinn, Herrn Jos. Inger, Pohlhausen.

Beim letztgenannten sollte die Presse auch fürs Jahr hindurch aufbewahrt bleiben.  Also nun ihr Herrn Mitglieder frisch ans Werk und Wachs ausgelassen damit ihr im nächsten Jahre keine Kunstwaben zum Kaufen braucht. Hingegen muß ein jeder seine Waben  selber machen können. Ja dies ist dem Verein viel wert. Der Schmelzapparat kostet 23 Mark, fünfzig Pfennig.  Hierauf legte Herr Rendant Blasisus die Jahresrechnung: Einnahme 46 Mark, 14 Pfennig, Ausgaben 49 Mark, 86. Mithin ein Defizit 3,72 Mark

Selbige wurde für richtig befunden. Es legte der alte Vorstand sein Mandat nieder und es ging zur Vorstandswahl.  Es wurden gewählt Herr Josef Albus, D.  Seelscheid, als Präsident , Herrn Pet. Heister  Schneffelrath, Stellvertreter, Herrn S Blasius D. Seelscheid, Rendant , Herrn Peter Wilhelm Fuhrbach, Pinn, Schriftführer.

Hierauf folgte eine freie Besprechung, welche eine heitere Unterhaltung bot. Es wurde beschlossen, die nächste Versammlung bei Wtw. Kettwig in Zeith im Monat Dezember abzuhalten. Tagesordnung vorbehalten. 

Pinn, 13. November 1905
Peter Wilhelm Fuhrbach  Schriftführer

Auch mit diesen Aufzeichnungen lässt sich belegen, dass die Vereinsimkerei schon vor der belegbaren Gründung des Bienenzuchtvereins 1913 Neunkirchen-Seelscheid existierte. 

Leider lässt sich aus diesen Unterlagen das Gründungsdatum des Vereins nicht erkennen. Aus dem Text ist aber erkennbar, dass der Verein bereits länger existierte. Es wird von bestehenden Vereinsstrukturen berichtet, der Vorstand und weitere Vereinsfunktionen sind schon auf verschiedene Personen verteilt. Zusätzlich wurde auf Vereinskosten eine Wachsschmelze gekauft. Dies setzte wohl ein Vertrauen der Mitglieder auf den Fortbestand des Vereins voraus. Außerdem dürfte der Verein wohl schon länger auf den Erwerb der Wachsschmelze gespart haben. 

Folgende Mitglieder haben im Jahr 1905 ihre Mitgliedsbeiträge entrichtet:

Mitglieder
1. Josef Albus D. Seelscheid  
2. Peter Willi Fuhrbach, Pinn, Hennef
3.  Aug. Bergfelder, Breitscheid
4. Hein. Klein, Neunkirchen,
5. Wimar Schmitz, Guthmühle
6. Hein. Willi Eischeid, Oberwennerscheid
7. Wilh. Küpper, Büsch
8. Carl Blasius, D. Seelscheid
9. Eduard Spielhof, Breitscheid
10. Joh. Ohligschläger, Wolperath
11. Hein. Frackepohl, Siefen
12. Jos. Stommel, Gutmühle
13. Joh. Schwamborn, B. Seelscheid
14. Joh. Söntgerath, D. Seelscheid
15. Joh. Jos.  Jirputzer, Kurtsiefen
16. Joh. Kaufmann, B. Seelscheid
17. Hein. Weesbach, B. Seelscheid
18. Joh. Herchenbach, Scherpemich
19. Pet. Fuchs, Scherpemich
20. Aug. Bilke, Breitscheid
21. Joh. Schneider, Oberwennerscheid
22. Hein. Wilh. Oberhäuser, Oberwennerscheid
23. Jos. Kuttenkeuler, Heisterschoß, Hennef
24. Pet. Horbach, Albach bei Birk
25. Wilh. Börisch, Braschoß bei Birk
26. Pet. Heister, Schnefflrath bei Birk
28. Wilh. Ley, Birkenfeld, Neunkirchen
29. Joh. Schmitz …. Birk
30. Joh. Müller, …. Happerschoß
31. Heinrich Steimel, Happerschoß

Erstaunlich ist, dass dem Seelscheider Verein zahlreiche Mitglieder außerhalb Seelscheids angehörten. Es kann nur darüber spekuliert werden, ob das daran liegt, dass der Neunkirchener Bienen- und Kaninchenzuchtvereins noch nicht existierte oder ob andere Gründe hierfür ausschlaggebend waren z.B höherer Fachverstand beim Seelscheider Verein.

Der Seelscheider Verein hat seine Vereinssitzungen in dem bereits erwähnten Büchlein handschriftlich dokumentiert, die sich in mehrere Zeitphasen einteilen lassen:

1. Zeitphase (vor dem ersten Weltkrieg):

Sitzungen des Vereins fanden an folgenden Terminen statt:
1905: Am 12.11 und 17.12
1906: Am 25.03, 13.05 und 10.06
1907: erste beiden Sitzungen nicht dokumentiert, 09.06, 01.08., 22.09, 10.11.
1908: 12.01, 15.03, 10.05. 14.06, 09.08, 08.11, 
1909: 14.03, 13.06,
1910: 13.02,13.05, 

In dieser Phase wird ein reges Vereinsleben dokumentiert. Die Aufzeichnungen drehen sich um die unerläßlichen organisatorischen Dinge wie Vorstandswahlen, Kassenlage, Revision und Bestellung von Waren insbesondere Zucker für die Vereinsmitglieder sowie imkerlichen Themen und Vorträgen wie Anpflanzung von Honigpflanzen, Wintereinfütterung. Bei den Imkerthemen werden aber keine Sachinhalte wiedergegeben sondern nur allgemein erwähnt, dass darüber gesprochen wurde. Es kann somit nicht ermittelt werden, mit welchen Honigbeuten geimkert wurde  und welche Honigerträge erzielt wurden.

2. Zeitphase (Neugründung nach dem ersten Weltkrieg und Weimarer Republik):

Nach einem zeitlichen Bruch von neun Jahren erfolgt am 17.08.1919 folgende Aufzeichnung:

„Seelscheid, den 17.8.1919 

Auf Einladung versammelten sich heute im Lokal der Gebr. Kaufman Berg-Seelscheid … Imker … zur Gründung eines Bienenzuchtvereins,  welcher unter dem Namen‚ Bienenzuchtverein Seelscheid gegründet wurde. Aufgrund der vom Hauptverein zugesandten Satzung wurde Otto Harker, Scherpemich einstimmig als Vereinsvorsitzender, Hugo Kaufmann einstimmig als Kassenführer und Erwin Röttgen einstimmig als Schriftführer gewählt. Es traten 13 Mitglieder bei…“

In der Aufzeichnung wird nicht erwähnt, warum die Neugründung erfolgte. Wenn man sich aber vergegenwärtig, dass der erste Weltkrieg mit dem Kriegseintritt Deutschlands am 01.08.1914 bis zum Waffenstillstand Deutschlands mit Frankreich am 11.11.1918 alleine zwei Millionen deutschen Soldaten das Leben kostete und viele viele weitere ihren Kriegseinsatz ableisteten, so kann man sich sehr gut vorstellen, dass das heimische Imkerwesen zum Erliegen kam. 

Der Umstand, dass die Vereinstätigkeiten der Seelscheider Imker wohl zum Erliegen kamen, unterstreicht die Vermutung, dass der im Jahr 1913 frisch gegründete Neunkirchener Imkerverein sich überhaupt nicht entfalten konnte und über die bloße Gründung nicht weit hinauskam. 

In den Jahren 1919 bis 1924 wird die Vereinsarbeit im Wesentlichen von dem Vorsitzenden Herrn Otto Harker, dem Schriftführer Erwin Röttgen und dem Kassenführer Hugo Kaufmann sowie dem am 6. Februar 1919 in den Verein eingetretenen Pfarrer Tholen geprägt. Neben der üblichen Vereinsarbeit werden zahlreiche Fortbildungen und Exkursionen und die wichtige – in diesen Zeiten wohl schwierige Beschaffung des Zuckers – erwähnt. Die Weiterbildung der Imker nahm breiten Raum der Treffen ein. Es fanden zahlreiche Treffen in diesen Jahren statt, die die Mitgliederzahl auf bis zum 20 Personen ansteigen ließ. Soweit überhaupt Namen in den Protokollen erwähnt werden stammen diese alle aus dem Seelscheider Raum. 

Am 24 . Juli 1925 berichtet der Schriftführer jedoch zusammenfassend mehr oder weniger Trauriges über das vergangene Jahr 1924:

„Das Jahr 1924 brachte dem Bienenzüchtern und damit auch den Familien wenig Freude. Das Jahr war von Missernten … ausnahmslos begleitet. Viele Bienenvölker sind in der sogenannten Trachtzeit verhungert. Im Allgemeinen war der Untergang der Bienenvölker mit fünfzig Prozent mindestens einzuschätzen. Die Versammlungen waren selten angesetzt und auch schlecht besucht. Für 1925 war es schwer die Zahl der Mitgliederschaft zu erhalten welches aber doch fast ausnahmslos gelang. Der Anfang des Jahres 1925 brachte dem Verein nimmerschwere Verluste, der Vorsitzende Oberlandjäger Harker hat die Gemeinde Seelscheid verlassen und ist nach Wahlscheid ausgewandert.

Dem Verein war es schwer sich mit den Tatsachen abzufinden: „Herr Harker hat in der Zeit seines Vorsitzes des Vereins unschätzbare Dienste geleistet. Mit dem 17. August 1919 hat er den Verein mit größter Selbstlosigkeit und Mühe geleitet. Wenn man an die Jahre der Inflation zurückdenkt ist es jedem Imker … wie viele Mühe mit Herr Harker darauf verwandt hat den Imkern den Zucker zu besorgen.“

Die Wegzug des Vorsitzenden, die schweren Verluste an Bienenvölkern, möglicherweise aber auch noch die Nachwirkungen der großen Inflation mit dem Verfall der Ersparnisse bereiteten dem Imkerverein jedoch offenbar einen schweren Schlag. Diese Phase des Imkervereins endete offenbar im Jahr 1926. Am 1. Februar 1926 führt der Schriftführer aus, dass nur noch acht Mitglieder die Mitgliedschaft aufrechterhalten wollen. Außerdem ist dort festgehalten, dass man der Hoffnung Ausdruck gebe, dass der Verein unter der tüchtigen Führung von Herrn Kaufmann wieder die Höhe erreichte, die er vor einigen Jahren hatte.

Danach enden wiederum die Aufzeichnungen des Vereins. Leider ist es Herrn Hugo Kaufmann wohl nicht gelungen, die Freude an dem Vereinsleben aufrechtzuerhalten. Dies ist bedauerlich, da gerade die Mitglieder der Familie Kaufmann sich immer stark im Imkerverein engagiert haben und insbesondere den gemeinschaftlichen Erwerb des Zuckers und anderer Geräte organisiert hatten. Der Verein hat sein Leben aber nicht eingestellt, sondern auf „Sparflamme heruntergefahren“.

3. Zeitphase (Wiederbelebung des Imkervereins im Jahr 1934)

Am 22.01.1934 beginnen wieder die Aufzeichnungen des Imkervereins. Als Vorsitzender wiedergewählt wurde Herr Pfarrer Tholen, Kassierer blieb Herr Lehrer Faßbender, Schriftführer (beide aus Berg-Seelscheid) wurde Karl Stümper(Pützerhof) und Beisitzer wurde Herr August Küsgen (Busch). Ohne das dies schriftlich festgehalten wurde, hatte sich in den vergangenen Jahren der Spitze des Vereins ausgetauscht. Auch wurden 1934 noch einmal die Mitglieder des Vereins aufgelistet. Dies waren neben den bereits aufgeführten Personen Herr Lehrer Röttgen, Walter Nüßler, Witw. Jos. Albus, Peter Burger (alle Post-Seelscheid), Peter Fuchs (Scherpemich), Wilhelm Küsgen, Richard Siebenmorgen (beide Hohn), Peter Kreuzer (Kurtsiefen), Heinrich Knecht (Mitteldorf, Post Neunkirchen), Josef Mans (Guthmühle) und Hugo Weesbach (Berg-Seelscheid).

In einer Sitzung am 11.05.1934 hielt der Kassierer des Vereins einen kurzen Vortrag über die Bienenweide. Diese wird – da sie im gleichen Maße auch heute noch zu beachten ist - wiedergegeben: „Er empfahl den Mitgliedern die Bienenweide zu verbessern und durch Anpflanzung von Blumen und Sträuchern. Jeder könne einige Schneeglöckchen und Krokusse pflanzen, ein erfreuendes Bild für den Imker, zu sehen, wie die Bienen diese ersten Blümchen befliegen.  Die Laschweide als schönste Pollenspenderin zur Frühjahrsentwicklung, bedarf ganz besonderen Schutzes“. 

Aus dem Protokoll der Sitzung vom 29.10.1934 ergibt sich, dass die Mitglieder 450 Linden, Akazien, Faulbäume und einige Saalweiden zur Anpflanzung von Bienenweiden bestellten. 

Auf der Versammlung am 28.10.1935 wurde Herr Lehrer Faßbender nach dem Ausscheiden von Pfarrer Tholen zum neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt. 

Auch in den folgenden Jahren fanden bis 1943 regelmäßig dokumentierte Versammlungen des Vereins statt. Aus heutiger Sicht ist befremdlich, dass sich der diktatorische Regierungsstil der nationalsozialistischen Führung um den Führer mit einem „Heil Hitler“ zu Beginn und zu Ende des Protokolls niederschlug. Der Verein widmet sich aber vollständig imkerlichen Themen, wenngleich festgehalten wurde, wenn im Krieg gefallenen Söhnen von Vereinskollegen gedacht wurde. Am 07.04.1940 fand eine Sitzung statt, zu der die organisierten Mitglieder der Gemeinde Neunkirchen eingeladen wurden. Es macht den Eindruck, dass die Neunkirchener zusammen mit den Seelscheidern einen Verein mit zwei Ortsgruppen bilden sollen. Dies wird zwar nicht ausdrücklich gesagt oder sogar beschlossen. In einem späteren Eintrag ist aber die Rede von einem gefallenen Sohn eines Mitgliedes der Ortsgruppe Neunkirchen. Bis auf die Mitglieder aus dem Neunkirchener Raum ist dies die einzige dokumentierte Zusammenarbeit zwischen den beiden heutigen Ortsteilen.

Die noch siegtrunkene Freude über die Anfangsgewinne der Deutschen im 2. Weltkrieg wurde am 23.06.1940 (einen Tag nach dem Waffenstillstand mit Frankreich) im Protokoll mit den Worten: „Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung gegen 17.00 Uhr und gedachte Vorab dem Führer, all den siegreichen Truppen in Frankreich mit Sieg Heil“. Ansonsten war diese Sitzung laut der Niederschrift den Bienen und dem Vereinsleben gewidmet. 

Die hier eingefügten Protokollzitate belegen, dass es die nationalsozialistische Führung es geschafft hatte, selbst bis in den entferntesten Winkel eines Imkervereins hineinzuwirken.  

4. Zeitphase (Nachkriegszeit)

Vom 28.11.1948 bis 08.07.1950 wird noch mit wenigen Worten über sieben Sitzungen des Vereins berichtet. Es wird nicht erwähnt, wie viele Mitglieder der Verein hat; in einer Niederschrift wurde lediglich festgehalten, dass nur sechs Mitglieder anwesend waren, in einer weiteren wird berichtet, dass alle Mitglieder anwesend waren. 

Am 08.07.1950 enden die Aufzeichnungen des Seelscheider Imkervereins, obwohl das begonnene Protokollbuch erst zu zwei Drittel beschrieben ist. 

Erfreulicherweise haben dann aber die Neunkirchner Imker angefangen, ihre nach dem Krieg wieder aufgenommene Tätigkeit zu dokumentieren.

Aufzeichnungen der Neunkirchener Imker in den Nachkriegsjahren:

Die Neunkirchner Imker beginnen am 23.02.1947 ihre eigenen Aufzeichnungen mit folgenden einleitenden Satz: „Die bisherigen Mitglieder der Ortsgruppe Seelscheid beschließen eine eigene Ortsgruppe in Neunkirchen zu gründen“.  

Die Gründungsmitglieder waren: Max Lammert, Alfons König, Josef Jenn, Peter Schenk, Peter Schönenberg, Hermann Fielenbach, Wilhelm Schönenberg, Wilhelm Henscheid, Johann Klein, Frau Wilh. Ley, Philipp Scherer, Joh. Olligschläger, Joh. Schmitz, Josef Knecht, Johann Merten, Johann Fuchs, Peter Roth, Peter Haas, Heinrich Knecht. 

Damit enden aber auch schon wieder für einen langen Zeitraum die vorliegenden Aufzeichnungen des Vereins. 

Am 14.02.1965 erhielt das Vereinsleben auswärtige Unterstützung durch Peter Merten, dem  Vorsitzenden des Waldbröler Imkervereins. Peter Merten,  dessen Vater Mitbegründer des bereits 50 Jahre bestehende Vereins war, betrachtete es als Pflicht seinem verstorbenen Vater gegenüber, mitzuhelfen, den Verein wieder zu beleben. Es wurde bestimmt, das Heinrich Merten, Neunkirchen der erste und Josef Kurtenbach, Söntgerath der zweite Vorsitzende werden sollen. Zum Kassierer wurde Fritz Berg, Wiescheid und 1. Schriftführer Josef Henscheid, Mitteldorf und 2. Schriftführer Heinrich Merten (jun.), Neunkirchen bestimmt. 

Diese Gründungsbemühungen wurden am 14.03.1965 durch eine Jahreshauptversammlung unterstützt. Bei dieser Sitzung war auch der Landesverbandsvorsitzende Wilhelm Hoehn aus Schmitten bei Seelscheid zugegen. Als Vorsitzender wurde Heinrich Merten bestätigt, Stellvertreter wurde Paul Bolka, bei den Schriftführern und dem Kassierer ergab sich keine Änderung. Zu dieser Versammlung waren insgesamt 15 Mitglieder erschienen. 

In einer August-Versammlung des Jahres 1965 wurde wiederum ausgeführt wie sehr die Imker als Urproduzenten dem Wettergeschehen ausgeliefert sind: „1965 war eines der schlechtesten Jahre für die Bienen. Viele Bienenvölker brachten überhaupt keinen Ertrag, und die bei den anderen lag er weiter unter dem langjährigen Durchschnitt von 7,5 kg je Volk.“ 

Diese Ertragszahl ist insoweit von Interesse, als diese doch erheblich gesteigert werden konnte. Die permanente Zuchtauslese können Imker in unserer Gemeinde durchaus 25 Kilo und mehr als Honigertrag je Volk erzielen. Das gerade vergangene Jahr 2012 war aus imkerlicher Sicht ungünstig und brachte einen sehr unterdurchschnittlichen, teilweise gar keinen Ertrag. Bei mir selbst waren es bei dieser unterdurchschnittlichen Ernte 7,5 Kilo pro Volk. 

Im Jahr 1966 blieben die Neunkirchener Imker vom Pech verfolgt. Der Schriftführer führt hierzu aus, dass innerhalb des Vereins die Völkerzahl auf Grund der stark verbreiteten Nosema-Seuche sehr zusammengeschrumpft ist. Außerdem konnte bis zu diesem Zeitpunkt (25.07.1966) von einem Honigertrag noch gar keine Rede sein. Hierzu ist für die Nichtimker zu erklären, dass es sich bei der Nosema um eine einzellige Pilzspore handelt, die nur Bienen befällt und sich nicht auf Menschen auswirkt. Für die Imker war der fehlende Ertrag nicht mehr aufzuholen, da das Bienenjahr eigentlich Ende Juli endet.

Erst im Jahr 1967 wird auf der Imkerversammlung von einer schönen Honigernte berichtet. Auch die Nosema-Seuche des Vorjahres schien durch die günstige Witterung gebannt zu sein. 

In den Folgejahren wird über das allgemeine Vereinsprocedere berichtet. Im Jahr 1968 übernimmt Herr Paul Bolka aus Remschoß den Vereinsvorsitz. In einer Sitzung im Jahr 1969 wird mit großer Sorge beobachtet, dass der Verein immer mehr zusammenschrumpft. Neue Interessenten sind nach Auffassung sämtlicher Mitglieder kaum zu gewinnen. Grund dieses Geschehens wird meistens durch mangelnde Naturverbundenheit der Jugend hervorgerufen. 

Diese doch sehr pessimistische Vorhersage kann 44 Jahre später als eindeutig widerlegt betrachtet werden. 

In den sechziger Jahren muss es – ohne dass dies ausdrücklich aus den Unterlagen hervorgeht – zum gemeindeeinheitlichen Bienenzuchtverein Neunkirchen-Seelscheid gekommen sein. 

Exkurs: Der momentan größte Feind der Honigbiene – die Varroamilbe

Die protokollarische Erfassung des Vereinsgeschehens endete zunächst im Jahr 1977 und begann erst wieder am 09.03.1987. Im Jahr 1987 gehörten dem Verein noch 12 Imker an. Erstmalig wird im Protokoll der auch heute noch größte Feind der Bienen und damit der Imker, die Varroamilbe erwähnt. Diese Varroamilbe wurde erstmals im Jahr 1977 in Deutschland nachgewiesen. Es handelt es sich um einen aus Südostasien eingeschleppten Parasiten, der sich im Sommer mit der Bienenbrut explosionsartig vermehrt und letztendlich zum Zusammenbruch und Tod des gesamten Volkes führt. Bislang können sich die europäischen Bienen nicht selbst gegen diese Milbe wehren und bedürfen der Hilfe durch den Imker. 

Die Varroamilbe wird in Deutschland in der Regel biologisch durch drei Säurearten und das ätherische Thymol bekämpft. Es gibt zwar auch Bekämpfungsmittel der Chemieindustrie, die jedoch alleine schon aus Kostengründen die zweite Wahl für die Imker bildet. 

Nach der letzten Honigernte im Spätsommer prüft der Imker zunächst die Intensität des Befalls. Man muss davon ausgehen, dass jedes Bienenvolk mit Varroamilben befallen ist. Die Intensität des Befalls wird einfach gemessen, in dem durch ein Einschubfach alles aufgefangen wird, was auf den Boden unter die Bienenbeute fällt. Man findet dort Wachskrümmel, Pollenreste, gelegentlich Ameisen und Ohrenpitscher sowie die Varroamilben.   Durch Zählen der ca. 1 Millimeter großen Tierchen kann man den Grad des Befalls erkennen. Anschließend lässt man in der Bienenbeute einmalig oder mehrfach Ameisensäure verdunsten, was den Honigbienen zwar nicht gefällt, sie jedoch nicht schädigt. Die Varroamilben werden durch diese Behandlung jedoch abgetötet und fallen auf den Boden. Als Alternative zu dieser Jahreszeit kann auch das Thymol, das im Thymian vorkommt verwandt werden.

Zusätzlich empfiehlt es sich, sobald das Bienenvolk nach den ersten Nachfrösten  die Bruttätigkeit vollkommen eingestellt hat, eine Behandlung mit Oxalsäure. Diese Säure kommt natürlich z.B. in Rhabarber, Mangold, Spinat und Petersilie vor. In konzentrierter Form werden damit die Milben ebenfalls abgetötet. Ein weiteres Bekämpfungsmittel im brutfreien Zustand kann auch noch die Milchsäure eingesetzt werden. 

Für die Honiggenießer ist es wichtig zu wissen, dass der Imker diese Behandlungen ausschließlich außerhalb der Trachtzeit anwendet.  Der für den Menschen bestimmte Honig soll nicht mit diesen Mittel in Kontakt kommen.

Auf der Mitgliederversammlung am 16.08.1987 wurde Herr Ulrich Gerike aus Pohlhausen zum Vorsitzenden des Imkervereins gewählt. Nach 1 ½ Jahren wurde schließlich Herr Bernhard Ahr zum Vorsitzenden des Bienenzuchtsvereins gewählt. Er hatte diese Aufgabe bis zum Jahr 2012 wahrgenommen und anschließend zum Ehrenvorsitzenden des Vereins gewählt. 

Herr Ahr hat  somit 23 Jahre – also fast ein Viertel der bisherigen Lebensdauer des Vereins – die Geschicke des Bienenzuchtsvereins geleitet. Er wird diesen Vereinsrekord wahrscheinlich noch über Generationen halten können.

Im Jahr 2012 wurde Herr Jörg Hohmann aus Eischeid zum neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt. Die Schriftführung wurde von Herrn Alexander Mecklenbeck aus Hohn (bei Neunkirchen) und die Aufgabe des Kassierers von Herrn Peter Ley aus Höfferhof übernommen.

Der Verein hatte zum Stichtag der letzten Mitgliederversammlung am 24.02.2013 insgesamt 18 Mitglieder. In den letzten fünf Jahren hat sich der Verein durch einige Neu-Imker verjüngen können. Insgesamt handelt es sich bei den Neu- und Alt-Imkern um reine Hobbyimker. Allerdings kann man ein Hobby intensiv und weniger intensiv betreiben. 

Die Neu-Imker müssen neidlos anerkennen, dass die Alt-Imker mehr Bienenvölker halten und damit einen wesentlich höheren Honigertrag einbringen als die jüngeren Vereinsmitglieder.  

Das Vereinsmitglied Bruno Vester aus Remschoß, dass schon seit 50 Jahren als Imker tätig ist, unterhält durchschnittlich 25 Bienenvölker. Ein Bienenvolk besteht im Winter aus aus 5000 – 10000 Bienen und im Sommer aus bis zu 50.000 – 60.000 Bienen. Im Juli, wenn die Völker  ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichen, ist Herr Vester somit der „Chef“ über 50 Königen und weitere 2,5 Mio Bienen. Diese 2,5 Millionen Bienen bestehen bis auf ca. 1000 – 1500 Drohnen aus den so genannten Arbeiterinnen. Der Lebenszweck der Drohnen besteht ausschließlich darin, neu herangezogene Königinnen zu begatten. Da deren Existenz ansonsten überflüssig ist, werden sie Ende August von den Arbeiterinnen aus dem Bienenstock herausgeworfen. Die Arbeiterinnen leisten die eigentliche Arbeit im Bienenvolk – von der Aufzucht des Nachwuchses bis zum Einsammeln des Nektars. 

Der dienstälteste Seelscheider Imker, Herr Hermann Rümenapf, betreibt die Imkerei seit ca. 40 Jahren mit 10 Bienenvölkern im Jahr. Auch er muss als Imker mit großen Zahlen rechnen können, da auch er im Sommer ein Millionenheer von Bienen beaufsichtigt.

Der Honigertrag dieser beiden Imker lässt sich noch relativ leicht mit überschaubaren Zentnerangaben beziffern. Wer allerdings die Anzahl der Flüge, die für ein gefülltes Honigglas erforderlich sind oder die Anzahl der Äpfel, Birnen, Kirschen und sonstigem Obst sowie der Blumen, Stauden und Sträucher, die nur aufgrund des Wirkens dieser Bienen entstehen könnten, errechnen will, wird mit einem herkömmlichen Taschenrechner sehr schnell an seine Grenzen kommen. 

Die jüngeren Imker halten zumeist bis zu fünf Bienenvölker. Diese Anzahl kann man neben der beruflichen Tätigkeit hobbymäßig noch gut und stressfrei führen. 

Gegenwärtige Aufgaben und Ausblick:

Der Bienenzuchtverein ist natürlich bestrebt, die segensreiche Tätigkeit der Imkerei  in der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid zu erhalten. Sollten der ein oder andere Leser Interesse an dieser Tätigkeit haben, so wird er durch die Mitglieder des Vereins tatkräftige Hilfe und Unterstützung erfahren. Das Schöne an dem Hobby ist, dass man – wie wohl bei den meisten Berufen aus der landwirtschaftlichen Urproduktion – keine Reichtümer verdienen kann, dass sich das Hobby mit der Zeit aber selbst finanziert und als Nebenzweck aktiver Umweltschutz betrieben wird. 

Der Imkerverein betreut im Auftrag für die Gemeindeverwaltung zwei Obstbaumanpflanzungen. Dies beinhaltet den jährlichen Obstbaumschnitt sowie die immer wieder erforderlich werdenden Ersatz- und Nachpflanzungen. Damit wird eine Nahrungsgrundlage für die Insekten erhalten. Außerdem wird zumindest an diesen beiden Stellen das noch vor vierzig bis fünfzig Jahren typische Landschaftsbild wieder geschaffen.

Wie bei allen traditionellen Vereinen ist es eine Daueraufgabe, den Bestand des Vereins zu erhalten und einer Überalterung der Mitgliederschaft entgegen zu wirken. Wie sich aus den oben stehenden Ausführungen ergibt hat es der Verein, trotz der sich in erster Linie aus der deutschen Geschichte ergebenden Widrigkeiten, geschafft den Bestand zu sichern und sich weiterzuentwickeln. Es bleibt zu hoffen, dass dies dem Verein auch zukünftig gelingen wird. 

Für alle Imker in Deutschland und Europa wäre es sehr wünschenswert, wenn es durch die bereits stattfindende zielgerichtete Zucht gelingen würde, das Treiben der Varroamilbe zu beherrschen. Eine Idealvorstellung wäre, dass die Bienen den Milbenbefall selbst bemerken und für Abhilfe sorgen würden. 

Weiterhin wäre es wünschenswert, wenn trotz der immer effektiver arbeitenden Landwirtschaft, noch immer genügend Raum für die Bienenweiden bleibt. Die Veränderungen in der Landwirtschaft machen natürlich auch vor unserer Gemeinde nicht halt. Die noch vor fünfzig Jahren in jeder Ortschaft zahlreich vorhandenen Streuobstwiesen existieren nicht mehr. Die Flurbereinigungen der Gemeinde haben dazu geführt, dass die zusammenhängenden Äcker und Wiese immer größer werden und Ackerraine – auf denen die für Bienen interessanten Wildpfanzen und „Un“-Kräuter  siedeln – immer kleiner werden. Der erste Grasschnitt erfolgt mittlerweile so früh, dass sich auf den Wiesen keine Blüten ausbilden können und somit gar nicht in eine Phase hineinwachsen können, in der Nektar herausgebildet wird. 

Aus Sicht der Imker wäre es sehr hilfreich, wenn viele Obstbäume und –sträucher angepflanzt und viele nicht genutzte Flächen, naturnah gestaltet würden. Dies würde sehr weiterhelfen, damit die Bienen aber auch die anderen Insekten zukünftig viel zu tun haben.

Danksagung:

Ein besonderer Dank gilt meiner „Schwiegeroma“, Frau Elfriede Geier, die mich bei Auswertung der Aufzeichnungen des Seelscheider Vereins unterstützte. Die Aufzeichnungen erfolgten zum größten Teil in der deutschen Kurrentschrift, die bis in die Mitte des 20. Jahrhundert die allgemeine Verkehrsschrift im deutschen Sprachraum bildete, die umgangssprachlich als Sütterlinschrift bezeichnet wird. Frau Geier wurde im Jahr 1921 geboren und konnte trotz ihres fortgeschrittenen Alters ihre seinerzeit erworbenen Lesekenntnisse gewinnbringend verwenden. Leider hat auch ihre Hilfe dort die Grenzen, wo die handschriftlichen Aufzeichnungen, etwas derb beschrieben, zur Sauklaue wurden. 

Hinweis

In dem Bericht zitiere ich immer wieder aus einen Protokollbuch des damaligen Seelscheider Vereins. Als ich den Bericht für das Jahrbuch des Heimat- und Geschichtsverein in den Jahren 2012/2013 geschrieben hatte, stand der Fortbestand des Bienenzuchtvereins ein bißchen auf der Kippe. Daher habe ich das historische Originalbuch in die Verwahrung des Archives des Rhein-Sieg-Kreises gegeben. Dort im Verwaltungsgebäude des Rhein-Sieg-Kreises ist es sicher und erhaltend gelagert. Das Buch befindet sich weiterhin im Eigentum des Vereins und kann auch von dort zurückgefordert werden.

Wilfried Demmer

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